Diese Sonderausgabe der Schweizerischen Zeitschrift für Sozial- und Kulturanthropologie zum Thema «Das Recht des Gesetzlosen: Recht und Ordnung mit, innerhalb und jenseits von kriminellen Gruppen» untersucht die Beziehung zwischen dem Recht und verschiedenen Arten von kriminellen und kriminalisierten Gruppen. Während die Anthropologie eine Vielzahl von Arbeiten zu rechtlichen Fragen hervorgebracht hat, wurde die Beziehung zwischen dem Gesetz als heuristischer Kategorie und kriminellen Gruppen wie Banden, Mafia oder Triaden bisher kaum erforscht. Die meisten Darstellungen dieser kriminellen Gruppen tendieren dazu, sie als Gesetzlose zu definieren, die oft in aktiver Opposition zur etablierten Ordnung stehen. Diese Sonderausgabe vereint Beiträge aus zwei unterschiedlichen akademischen Traditionen, der frankophonen und der anglophonen, die das Verhältnis zwischen dem Gesetz und kriminellen Gruppen auf unterschiedliche Weise reflektieren. Die zweisprachige Einleitung des Sonderheftes gibt einen Überblick über diese beiden unterschiedlichen Traditionen der Rechtsanthropologie, bevor sie die Art und Weise, wie das Recht des Gesetzlosen aufgefasst wurde, verortet und den potenziellen Beitrag hervorhebt, den seine Untersuchung zur Entwicklung eines pragmatischen Ansatzes für das Recht leisten kann.
Guest editors: Martin Lamotte and Dennis Rodgers